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14.03.24 –
In Nord-Neukölln gibt es wahnsinnig viele Menschen, die sich engagieren, sich aktiv einbringen und in Initiativen, Projekten und Vereinen organisiert sind. Ich möchte Euch gerne regelmäßig die Arbeit dieser Gruppen vorstellen. Als erstes haben wir eine Initiative angefragt, die in Neukölln wahrscheinlich jede*r kennt, deren Arbeit gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je ist: die Initive 100% Tempelhofer Feld. Die Ini setzt sich mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen seit über 10 Jahren für den Erhalt des Tempelhofer Feldes ein. Mareike Witt von 100% ThF hat uns einige Fragen beantwortet:
Im Mai diesen Jahres findet das 10-jährige Jubiläum des erfolgreichen Volksentscheid zum Erhalt des Tempelhofer Feldes statt. Eigentlich ein Grund zum feiern, der aber durch die derzeitigen Kaolitions-Pläne zur Bebauung überschattet wird. Was sind eure Pläne fürs Jubiläum?
Ja, wow, 10 Jahre Volksentscheid! 2014 haben 740.000 Menschen für den Erhalt des Feldes gestimmt und gegen eine Randbebauung. In jedem Bezirk gab es dafür eine Mehrheit. Und 10 Jahre Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes (Thf-G). Es ist das einzige Gesetz in Berlin, was nicht im Parlament geschrieben und abgestimmt worden ist, sondern von den Menschen in Berlin. Demokratisch ein Meilenstein für Berlin.
Und ja, CDU und SPD haben vor 10 Jahren gegen dieses Gesetz gekämpft und tun es heute auch. Dieselben Menschen mit denselben Argumenten. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie ernst es ist. CDU und SPD bereiten ganz konkret vor, wie das Tempelhofer Feld doch bebaut werden kann. Gerade heute ist die Ausschreibung für das Büro herausgegangen, das diesen Prozess leiten soll. Damit wird die Feier zu einem Statement für das freie Feld und für demokratische Prozesse in Berlin.
Am Tag des Volksentscheids, am 25. Mai, wird es ein tolles Programm am Luftschloss geben. Zusätzlich wird es den gesamten Monat Aktionen zum Feld und dem Erhalt von Grünflächen unter dem Motto „Feldliebe“ geben. Herzliche Einladung an alle, die noch mit einer Aktion mitmachen wollen. Im April wird das Programm auf unserer Internetseite veröffentlicht. Bis dahin freut sich das Projekt über Spenden über die Betterplace-Seite des Festivals.
Die Koalition plant trotz des deutlichen Ergebnisses des Volksentscheids eine Bürger*innenwerkstatt sowie einen internationalen Wettbewerb um ihre Pläne zur Bebauung voran zu treiben. Auch eine Art Volksbefragung von oben ist geplant. Was haltet ihr von den Plänen?
Gruselig ist der Plan einer Volksbefragung. Direkte Demokratie kommt von unten, das Parlament hat seine Sachen im Parlament zu klären. Das sind in der Verfassung gut austarierte Gegenüber. SPD und CDU wollen nun
anscheinend gegen die Verfassung das ändern und sich eine Volksbefragung einrichten. Bisher gibt es das aus gutem Grunde nicht, viel zu anfällig für politische Manipulation. Ein Beispiel für so eine Abstimmung von oben
ist der Brexit.
Bei dieser „Bürgerwerkstatt“ soll nach Aussagen des Senators Gaebler 250 Menschen nur über das Wie der Bebauung gesprochen werden, nicht über das Ob. Noch vor dem Ende dieser Werkstatt soll es einen internationalen Ideenwettbewerb zur Bebauung des Feldes geben. Das ist dann die Beteiligung. Das Ganze ist mit mindestens 3 Millionen zuzüglich mehrerer Stellen für Mitarbeitende veranschlagt, was soll man sagen? Beteiligung à la CDU und SPD.
Das Feld bietet Platz für unzählige Nutzer*innen mit den unterschiedlichsten Interessen. Von Gärtner*innen, Tänzer*innen, Skatenden, Windsportler*innen, Naturbeobachter*innen zu Kulturschaffenden finden hier alle ihren Platz. Welches ist eure Lieblings-Ecke des Feldes?
Schwer zu sagen, für mich gibt es eher einen Lieblingsmoment: die Menschen auf dem Feld zu sehen. An schönen Tagen sind hier über 80.000 Menschen. Wenn man auf das Feld kommt und sieht, dass die Menschen hier einfach seinkönnen, in aller Unterschiedlichkeit, mit dem was gerade bewegt. Dann weiß ich, das ist das Berlin von der besten Seite, das ist das Feld!
Wer den Felderhalt unterstützen möchte, kann die Petition unterzeichnen, dass das Feld auf die Liste für UNESCO kommt.
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